Tagesspiegel, 24.10.98

Kripo zweifelt an Selbsttötung

Informatiker soll sich erhängt haben / Mordkommission ermittelt

BERLIN (weso). Der Tod des 26 jährigen Informatikers Boris F., der erhängt aufgefunden worden war, sieht wie Selbsttötung aus, aber die Polizei hat noch Zweifel. Obwohl die Obduktion der Leiche keinerlei Hinweise auf ein Verbrechen erbrachte, ermittelt die 3. Mordkommission. Boris F. galt als Computerspezialist. Er verschwand am Nachmittag des 17. Oktober. Zuvor hatte er sich von seiner Mutter verabschiedet. Er wollte einen Spaziergang machen und sagte, er werde bald zurück sein. Am Donnerstag wurde sei ne Leiche in einem Park in Neukölln gefunden. Noch am Abend des 17. Oktober hatten seine Eltern Vermißtenanzeige erstattet, nachdem der als sehr zuverlässig bezeichnete Mann nicht zurückgekehrt war. Hinweise, die darauf deuten, daß der Mann sich töten wollte, fand die Polizei ebensowenig wie ein Motiv für eine solche Verzweiflungstat.

Die Kripo geht davon aus, daß Boris F. nach seinem Verschwinden noch mehrere Tage lebte. Daher werden Zeugen gesucht, die ihn nach dem 14. [müßte wohl 17. sein] Oktober, 14 Uhr, noch gesehen haben. Auch wer Angaben zu dem persönlichen Umfeld des Mannes machen kann, wird gebeten, sich unter der Telefon Nummer 699 32 741 zu melden. Boris F. gilt als der Erfinder von Telefonkartensimulatoren. Er hatte 1995 den bundesweit ersten Simulator gebaut - nicht um daran zu verdienen, sondern um die Sicherheitslücken im Telekomnetz aufzudecken. Dafür wurde der Student zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten verurteilt.

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