Rück- und Ausblick I

1998: Vermintes Terrain
2005: Von einem der auszog Wikipedia zu helfen
2006: "Toter Hacker legt wikipedia.de lahm"


1998: Vermintes Terrain

Ende Oktober 1998 begannen einige Medien am Fall zu recherchieren und Focus TV brachte auf Pro7 einen fairen Beitrag. Zu der Zeit brachte auch DER SPIEGEL einen Artikel. Auch wenn die Journalisten nicht alles schrieben was sie wussten, so war der Artikel doch lesenswert: "Vermintes Terrain", DER SPIEGEL 45/1998 vom 02.11.1998, Seite 120

Dieser Artikel war Ursprung mancher Legende. So wurde etwa ein an Tron's Fall angelehnter ARD "Tatort" davon angeregt: Hacker in Berlin wurden von Killern des BND bedroht und umgebracht. Spätere Schreiber haben diesen Unsinn noch deutlich übertroffen. Unter den angelehnten TV Produktionen erscheint nur die Folge "Das Duell" aus der ZDF Serie "Der letzte Zeuge" herausragend. Ein Insider im Fall Tron, aber nicht von Tronland, war hier wesentlich am Drehbuch beteiligt: Ein Ingenieur der ein Dual-Use Produkt erfand, wurde unter mysteriösen Umständen ermordet...

Aber zurück zum Spiegel Artikel. Anfangs wird von Trons "Entführung" einer Telefonzelle per Mietlaster berichtete. Burkhard Schröder hielt es für eine Legende, da es ihm niemand bestätigte. Dabei hatte er einen der Beteiligten sogar interviewt - allerdings versäumt ihn danach zu fragen. Die Sache ist tatsächlich so ähnlich wie vom Spiegel berichtet geschehen. Boris konnte sich aber von einer der Baugruppen nur schwer trennen...

Was nicht stimmt ist die Geschichte seiner Verhaftung: "... als er mit einem Kumpel ein öffentliches Telefon mit dem Vorschlaghammer bearbeiten wollte." Diese Sache spielte sich ganz anders ab. Die nächtliche Aktion hatte auch nichts mit der Weiterentwicklung seiner Chipkarten zu tun, wie es die Wikipedia ohne Beleg behauptet. Es ging darum ein spezielles Protokoll für den Netzzugriff zu ermitteln um kostenlos telefonieren zu können. Dafür brauchte er den Chip in der Telefonzelle.

Er konnte einen Freund überzeugen ihm zu helfen. Den Wagen stellten sie etwas entfernt ab. Da Boris mit der Konstruktion gut vertraut war, brauchte er mit dem Vorschlaghammer nur wenig Einsatz um den Apparat zu öffnen. Der Chip war im nu entfernt und sie gingen zum Auto zurück. Anwohner hatten aber doch was gehört und die Polizei war schneller da als erwartet.

Nun hiess es Nerven behalten. Mit wegfahren hätten sie nur auf sich aufmerksam gemacht und eine Verfolgungsjagd provoziert. Wohl durch einen Tip von den Anwohnern kamen die Polizisten dann doch zum Auto und leuchteten hinein. Alles kein Problem, dachte sich Boris. Denn der Chip war gut versteckt und den Aufwand von Festnahme und erkennungsdienstlicher Behandlung würden die sicher nicht starten. War ja kaum was passiert. Da hatte er auch recht.

Aber die erfahrenen Streifenpolizisten sahen etwas, das ein Tron einfach übersehen musste. Wie in seinen Kreisen üblich, lag im Wagen seines Freundes eine Menge Elektronik und Geräte, auch ein Monitor zur Reperatur. Für 'die dummen Bullen' roch das sofort nach einer Einbrecherbande die Wohnnungen leerräumt. Beide verhaftet und gleich Hausdurchsuchung. Totalschaden. Boris lebte noch in der Wohnung der Eltern. Der peinlichste Tag seines Lebens.

Für die Polizisten blieb es wohl lange etwas rätselhaft warum die beiden ein bargeldloses Karten-Telefon ausrauben wollten. Aber zu allem Unglück wurde Boris auch noch in "Berufskleidung" erwischt: Im T-Shirt mit der Aufschrift "alt.2600". Ein Lästermaul konnte sich später nicht verkneifen auf die Panzerknacker bei "Donald Duck" zu verweisen. Was den Streifenbeamten als neue Modemarke erscheinen mochte dürfte hingegen den IT Spezialisten vom LKA Berlin sofort ein wissendes Lächeln abgerungen haben. Endergebnis im nächtlichen Spiel Erfahrung gegen Genie 2:0.

Die Anklageerhebung lies einige Zeit auf sich warten. Wahrscheinlich war der Sicherheitsdienst der Telekom von der Idee eines Prozesses überhaupt nicht begeistert. Recht gross war doch die Gefahr, dass über die Presse andere von einer möglichen Lücke im Protokoll Wind bekommen und selbst losfahren. Ein Schaden von weniger als 100 DM war das sicher nicht wert. Vermutlich wollte die Justiz aber ein Beispiel setzten und drückte das Verfahren durch.

Jemand aus Justiz oder LKA zeigte dabei einen bei Boris beschlagnahmten Gegenstand der Presse. Diese Zeitungsmeldung mit Bild dürfte bei einigen ein Aha-Erlebnis ausgelöst haben. Der verzweifelten Telekom hat dieser Bericht sicher mehr gekostet als wenn sie Boris gleich ein Flatrate geschenkt hätten.


Unter Bewährung

Die Bewährungsstrafe die Boris erhielt lief erst im Sommer 1998 ab. So lange konnte er beim Hacken aber nicht enthaltsam sein. Was er nun tat war moralisch gesehen nicht wirklich kriminell. So gab er einer Person, die ihren Job verloren hatte und völlig am Boden lag, eine "verbesserte" Chipkarte. Damit konnte sie in einer grossen Mensa kostenlos essen: "Ohne Boris Hilfe hätte ich das damals nicht überlebt."

Ein Student bekam von ihm ebenfalls eine Chipkarte. Er kam von weit her, lebte alleine in Deutschland und war knapp an Geld. Boris berichtete, als er ihm die Karte gab fing dieser zu schluchzen an und weinte. Vermutlich war es das erste mal im kalten Deutschland, dass ihm jemand was schenkte.

Der finanzielle Ausfall, den eine grosse Pay-TV Firma durch ihn hatte, war um ein vielfaches geringer als die jährlichen Schuldzinsen die sie wegen Krediten zahlen musste. Seine Hacks waren eher Werbung für das nicht allzu tolle Programm. Die Konkurenzfirma machte es schlauer und schickte ihm regelmässig Gratiskarten. In der nicht unbegründeten Hoffnung, damit etwas seine Motivation zu untergraben. Bei anderen Hacks, Stichwort "Security Chip" und "GSM" war die Sache nicht so klar. Hier konnte eher jemand Interesse haben den Hacker mal für einige Zeit im Knast zu sehen.

Die Gefahr war, dass bereits die glaubhafte Anschuldigung einer neuen Tat zu einer Verhaftung und anschliessenden juristischen Lawine geführt hätte. Wegen einer Kleinigkeit hätte er dann doch noch seine Haftstrafe absitzen müssen. Darum war es öfters nötig seine Tätigkeit geheim zu halten oder andere, fiktive Personen oder Mitarbeiter, vor zu schieben. In einem Falle, der auf seinen Wunsch so geschah, sollte dies Jahre später für den anderen, und posthum sogar für ihn selbst, üble Folgen haben.

Diese Geheimhaltung betraf nur seine Beteiligung an einigen konkreten Hacks. Die nicht verbreitung - Geheimhaltung wäre da übertrieben - seines Familiennamens hatte andere Gründe. Der Name war einzigartig in Deutschland und die Eltern hatten zwei Reisebüros mit viel Kundenkontakt. Er wollte sie vor ungewolltem "Fallout" seiner Aktivitäten schützen. Denn sollte was schiefgehen war nicht klar ob die Presse ihn als Held oder als Schwerverbrecher hinstellen würde. Im Jahre 1999 hat dann tatsächlich ein Journalist recht penetrant das kleine Geschäft von Boris Mutter belagert. Sowas wollte er unbedingt verhindern. Was dann später mit Wikipedia passierte konnte 1998 noch niemand erahnen.


2005: Von einem der auszog Wikipedia zu helfen

Im Sommer 2005 entwickelte sich langsam ein grösserer Artikel über Tron bei Wikipedia. Einer der einige Ahnung hatte, besonders was wo dokumentiert war, wollte dort helfen. Nach Erfahrungen bei Tronland wurde er davor aber gewarnt: Tron wurde als Hacker Genie bekannt. Viele Hacker wollen um jeden Preis berühmt werden, als die grössten gelten. Die bekommen einen Anfall wenn sie nur von ihm hören. Um ihr eigenes Ego zu entfalten werden sie alles tun um ihn klein zu reden. Gerade solche Egos werden wahrscheinlich von Wikipedia magisch angezogen.

Er glaubte aber, Wikipedia dürfte mit solchen Usern schon Erfahrung haben. Man kann ja auf der Diskussionsseite erklären was war und wo es dokumentiert ist. Kommt es zum Streit mit Egos wäre es die Aufgabe anderer User oder Admins sich darum zu kümmern. Mehr als das Wissen dort zur Verfügung zu stellen war nicht beabsichtigt.

So ging DX12 ans Werk. Ein Jahr später, im Sommer 2006, war davon kaum noch etwas übrig. Fast alle Ergänzungen am Artikel wurden rückgängig gemacht. Die meisten seiner Diskussionsbeiträge, komplette Seiten, wurden gelöscht. Nur noch Admins können sie lesen. Auf wiederholte Nachfrage, warum dies geschah, kam nie eine klare Antwort. Als er auf der Diskussionsseite Zitate aus den gelöschen Seiten brachte wurde er selbst für ein halbes Jahr gesperrt.

Da seine wichtigsten Beiträge mit den Diskussionsseiten gelöscht waren hatte er auf seiner Benutzerseite Verbesserungsvorschläge zum Artikel hinterlassen. Danach, obwohl er nichts mehr schrieb, wurde er sogar ohne jede Diskussion dauerhaft gesperrt und seine Benutzerseite gelöscht. Im September 2008 wurde dies wieder aufgehoben. Wie der derzeitige Zustand ist kann man hier sehen.

Somit blieb von einem Jahr Arbeit bei Wikipedia nichts relevantes übrig. Mit Ausnahme vielleicht von diesen hier versteckten Merkmalen des Cryptofons. Die Diskussion darüber lief auf der Diskussionsseite des Artikels über Tron und wurde daher ebenfalls gelöscht. DX12 vermutet, die grosse Löschung vom 2.2.06 sollte unauffällig bestimmte Diskussionsbeiträge von ihm zum Verschwinden bringen. Denn auch danach wurden noch einzelne Beiträge von ihm von den Diskussionsseiten gelöscht. Diese Vermutung könnte schon stimmen. Wir sehen aber den Zusammenhang mit einer Heise News vom 30.1.06 als naheliegenderen Grund.


2006: "Toter Hacker legt wikipedia.de lahm" (Das Literatur-Café, 20.01.2006)

Wie man bei Wikipedia lesen kann, haben die Eltern von Tron, mit Unterstützung durch Andy Müller-Maguhn, Anfang 2006 einen Rechtsstreit mit Wikimedia um die Kürzung des Familiennamens begonnen und diesen Mitte 2006 verloren. Was man aber dort nicht lesen kann ist die Vorgeschichte dieses Rechtsstreits. Denn die entsprechenden Seiten wurden von der Wikipedia gelöscht.

Was auch der Öffentlichkeit kaum bekannt wurde, waren die Gründe der Eltern für ihren Wunsch. Sie empfanden es unangenehm auf Boris, seine Taten und sein Schicksal, angesprochen zu werden. Das mag man zunächst nicht verstehen. Hat er doch nichts verwerfliches getan und einige sehen ihn sogar als Helden. Die Erklärung liegt wohl in den 5 Tagen vom 17. bis zum 22.10.98, als man noch von einer Entführung ausging.

Sie ahnten schon vorher, dass seine Sachen nicht ganz ungefährlich waren. Sein Vater etwa hat ihn 1997 klar auf die Gefahr hingewiesen, als er vom Thema seiner Diplomarbeit erfuhr. Erst nach dem 17. erfuhren sie was er so alles gehackt hatte, welches Kaliber er eigentlich war. Er hatte es ihnen gegenüber immer heruntergespielt und verharmlost. Die Eltern hatten nun grosse Angst, beim kleinsten Fehler von ihnen könnte er die Entführung nicht überleben. Dieser extreme Stress endete dann mit dem auffinden seiner Leiche, im tiefsten Fall der nur möglich war. Wie ein Abgrund ohne Ende.

Sein Grab auf einem kleinen Friedhof in Istrien. Seine Eltern besuchen es regelmässig. Ausser der Erinnerung ist das alles was ihnen von Boris geblieben ist. Die Fragen auf dem Stein wurden ihnen inzwischen beantwortet. Der Name ist von uns gekürzt.

Boris war ihr einziges Kind. Sie hatten ihn geliebt. Sie wären eher selbst gestorben wenn sie ihn damit gerettet hätten. Er war eine gute Seele. Dass er umgebracht wurde zeigte, das die Welt nicht so gut ist wie sie schien. Innerhalb weniger Wochen sind sie, ohne Übertreibung, sichtbar um mehrere Jahre gealtert. Es war die mit grossem Abstand schlimmste Zeit ihres Lebens. Etwas, das die meisten Menschen nie erleben müssen.

Die grauenvollen Gefühle dieser Zeit kommen immer wieder mehr oder weniger hoch, wenn sie an den Hacker Tron erinnert werden. Am unangenehmsten ist es, wenn sie von Kunden im Reisebüro darauf angesprochen werden. Oder später im Ausland, bei der Betreuung der Reisegruppe, wie es dem Vater schon passierte. Wie sollen sie schöne Tage verkaufen oder gute Laune verbreiten, wenn das hochkommt?

Den meisten Leuten ist dies alles unbekannt. In der Diskussion bei Wikipedia hat lediglich mal ein Polizist von solchen Erfahrungen berichtet. Es war ein Grund, warum die Polizei und die Presse Opfer lieber anonymisierte. Bei Wikipedia berief man sich aber darauf, dass man keine Presse sei. Und man legte den Eltern nahe, sich dann in Zukunft besser in ärztliche Behandlung zu begeben.

Am 2.2.06 hat ein erfahrener User von Wikipedia die Entstehung des Namensstreits erforscht. Demnach begann im Oktober 2002 ein erster Artikel über Tron. Als im Sommer 2003 der Name erstmals ausgeschrieben wurde, hat man ihn bald gekürzt und mit dem Vermerk versehen, dies sei der Wunsch der Familie. Trons Vater konnte sich 2006 noch erinnern, dass ihn damals ein Unbekannter angerufen hatte und sich danach erkundigte. Wahrscheinlich ein verantwortungsbewusster Wikipedianer.

Im Juni 2005 began dann der Namensstreit. Er wurde von einem User begonnen der bereits aus dem Usenet und beim CCC einschlägig bekannt war. Sein Pseudo erinnerte an ein "Überwesen" aus einigen Star Trek TV Episoden. Der Deutlichkeit halber war er Ende der 1990er mit Realnamen und Pseudo zusammen unterwegs. Er behauptete mal ähnliches wie Tron auch gemacht zu haben. Offenbar das erwartete verkannte Genie.

Er wusste sehr wohl, warum der Name gekürzt werden sollte. Vermutlich gerade deshalb gelang ihm ein Artikel, in dem er den Familiennamen ganze 25 mal ausschreiben konnte. Erfahrene Wikipedia User haben das bald korregiert, da Tron immer nur als Tron, aber nie unter seinem Familiennamen bekannt war. Umstritten aber blieb, ob man den Familiennamen nicht zumindest einmal ausschreibt.

Im Artikel war auch noch vom Reisebüro der Eltern die Rede. Beim Googeln nach Reisebüro und dem Familiennamen kam man damals zuerst zum toten Sohn des Besitzers. Da der Familienname aber einmalig in Deutschland war, wäre man auch so beim Tron Artikel gelandet. Denn das Google Ranking des Wikipedia Artikels war viel höher als etwa die wenigen Presseartikel die ihn 1998 ausschrieben. Ein Vermittlungsausschuss der Wikipedia kam am 11.7.05 mit deutlicher Mehrheit dazu den Namen zu kürzen. Einige User, besonders ein bekannter Admin, waren aber nicht bereit sich daran zu halten.

Bestritten wurde schliesslich, dass der Wunsch der Eltern überhaupt noch besteht. DX12 behauptete das, aber das konnte ja jeder sagen. Schliesslich schrieb es Andy Müller-Maguhn, ausgewiesen mit seiner festen IP Nummer. Als auch das bezweifelt wurde meldete sich ein weiblicher Admin der sowohl bei Wikimedia Berlin als auch beim CCC bekannt war. Sie bestätigte, dass Andy Andy war und der Wunsch der Eltern noch bestand.

Damit änderte sich aber nicht viel. Der bekannte Admin schaltete sich nun in die Diskussion ein und beharrte auf Beibehaltung des Namens. Aber er schrieb bald darauf am 12.10.05: "Andy hat mir telephonisch versprochen, die rechtliche Beurteilung über die Frage zuzuschicken..." Dies machte den Eindruck, als wolle er nur ein solches Schreiben um damit einer Namenskürzung zu zustimmen ohne das Gesicht zu verlieren.

Am 4.11.05 kam nochmal eine ausführliche Darlegung der Situation der Eltern. Sie baten "inständig bis zur endgültigen Klärung bei Wikipedia den Namen nicht mehr zu nennen." Ihre Situation hatte sich gerade verschärft, da inzwischen ein Trittbrettfahrer den Streit scheinbar zu eigenen PR Zwecken nutzen wollte. Es ging dabei um ein kommerzielles Produkt von zweifelhafter Qualität, dessen Kritiken im Internet aber interessante Informationen brachten.(1)

Als nichts geschah versuchte Andy und ein Anwalt der Eltern sich 4 Wochen lang gütlich mit Wikimedia Berlin zu einigen - ohne Reaktion. Schliesslich holte man beim Amtsgericht Berlin eine einstweilige Verfügung gegen Wikimedia in Florida und, etwas später, in Berlin. Dies war die finanziell günstigtste Form einen richterlichen Entscheid zu erhalten. Es war auch nicht möglich dies länger hinaus zu zögern, da mit der Bitte der Eltern vom 4.11.05 eine Frist lief, nach deren verstreichen ein Richter den Antrag hätte ablehnen müssen.

Da die Zustellung nach Florida Monate dauerte war die nach Berlin entscheidend. Darin wurde dem Berliner Verein Wikimedia untersagt von ihrer Webseite www.wikipedia.de eine Weiterleitung zur Enzyklopädie de.wikipedia.org zu legen - solange dort im Artikel der Name ausgeschrieben ist. Nur die letzte Adresse ist die bekannte Wikipedia.

Daraufhin gab Wikimedia Berlin am 19.1.06 eine Presseerklärung heraus. In ihrer ersten Textfassung hatten viele Leser den Eindruck der Zugang zu Wikipedia sei gesperrt worden. Das schrieben einige Journalisten und sogar User von Wikipedia. Ein Sturm der Entrüstung brach los. In Wirklichkeit war weder Wikipedia, noch Wikimedia, noch irgendeine Webseite gesperrt worden.

Dieses "Missverständnis" führte dazu, dass sich eine empörte Mehrheit von Usern hinter die Admins stellte die gegen die Namenskürzung waren. Ausserdem hatte es schlimme Folgen für die Eltern. Auf der Diskussionsseite zum Artikel kam bei einigen Usern richtiger Hass auf. Man verbreitete Adresse und Telefonnummer des Reisbüros, zusammen mit Schmähungen der Eltern und Gerede von eingeschlagenen Fensterscheiben. Die Sache wurde damals unter "TRON: Die Bedeutung von Wikipedia" dokumentiert und die ganze auch zukünftige Problematik angesprochen. Den Eltern ging es nun vor allem darum, dass Wikipedia sich in Zukunft an den Pressekodex halten sollte. Ein Pressebericht vom 30.1.06 ging darauf ein.

Als mit diesem Bericht die öffentliche Meinung zu kippen drohte wurden von einem Admin kurz darauf fast alle Diskussionsbeiträge der letzten Monate gelöscht. Die ganze Geschichte des Namensstreits ist seit dem für Benutzer der Wikipedia nicht mehr zugänglich. Rechtzeitig gemachte Kopien dieser Seiten haben aber hier bei Andy Asyl gefunden. Bei Wikipedia wurde bisher jeder Hinweis auf dieses Archiv gelöscht. Andy hat den Streit mit Wikimedia hier dokumentiert.

Es war dies die grösste Löschung bei Wikipedia, sie betraf über 500 kB Text. Sie wurde ausgerechnet von einem Admin vorgenommen, der sich am 13.10.05 gegen die Namenskürzung aussprach, damit "wir keinen Präzedenzfall schaffen für Informationslöschungen." User DX12 hat ihn 2006 dann nach seinen Gründen befragt und die Mängel an seinen Antworten dargelegt. Bald darauf wurde nach einer Abstimmung nicht der Admin sondern DX12 gesperrt. Der Admin verlor erst am 19.4.2007 seine Admin Rechte nach dem er zugeben musste, dass er unter mehreren Usernamen gleichzeitig aktiv war. Die vorangegangenen Diskussionen und Abstimmungen hatten daher wahrscheinlich weniger Teilnehmer als angenommen.

2005 wurden noch Zweifel geäussert, ob Tron relevant genug für einen Artikel sei. Im Januar 2006 hat man dann sogar Boris` Cousin Alen, der in Kroatien lebt, einen in de gegeben. Offenbar nur weil er den gleichen Familiennamen hat. Das ganze macht fast den Eindruck einer Satire. Für Boris Eltern war es aber sehr bitter. Einige User taten alles um den Familiennamen so weit wie möglich im Internet zu verbreiten. Die Hassbeiträge blieben mehrere Wochen auf der Diskussionsseite. Im Reisebüro gingen Drohanrufe und sogar Drohbriefe ein. Alles nur weil die Eltern ihre Ruhe vor der Öffentlichkeit haben wollten.

Erst wurde ihr Sohn ermordet, dann stellte der Staat die Ermitlungen ein und schliesslich riefen einige bei Wikipedia zur Jagd auf sie. So hatten sie sich die Internet Community nicht vorgestellt. Ein gutmeinender Admin mit Kontakt zu den Eltern berichtete schliesslich, "daß Trons Mutter einem Nervenzusammenbruch nahe ist und nur noch weinend zu Haus sitzt." Kein Wunder, dass sie nicht den Rechtsweg weitergehen konnten.

Wir bei Tronland haben den Wunsch der Eltern ohne grosse Diskussion aktzeptiert. Damit es auch andere verstehen hatten wir unter das "F." 2001 eine Info verlinkt. Die Gefühle der Eltern dazu hier weiter zu erklären fanden wir überflüssig. Auch die Wikipedianer sahen das ja einige Jahre ebenso. Warum die Sache bei Wikipedia dann so hoch kochte ist uns noch nicht klar. An Boris Eltern kann es nicht gelegen haben.

Seit 2006 ist der Name weit verbreitet. Es ist eigentlich Unsinn ihn hier noch zu kürzen. Dass wir es trotzdem noch machen, sogar mit einigem Aufwand in dem Bild oben, ist eher symbolisch gemeint. Ebenso wie es Leute gibt die ihn absichtlich ausschreiben, gibt es auch welche die ihn absichtlich kürzen. Hier soll es Solidarität, nicht nur mit den Eltern, sondern vor allem mit Boris Absichten von damals zeigen. Das nächste Kapitel macht das deutlicher.

"Rück- und Ausblick II"


(1) Etwa O23, "Die Titanic darf nicht ankommen",
vor allem O23: Die Krebsmacher & TCDD
und schliesslich Das Geheimnis von O23